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Der Kampf mit den Endoparasiten: Pferde richtig entwurmen

Würmer sind der Schrecken der meisten Pferdebesitzer. Starker Wurmbefall führt zu einer Leistungsschwäche. Abmagerung und stumpfes Fell können auf einen Befall mit den Parasiten hinweisen. Im schlimmsten Fall lösen Würmer eine lebensbedrohliche Kolik aus. Fohlen und junge Pferde sind oft stärker befallen als ältere Tiere. Die Haltung in Boxen und stark frequentierte Weideflächen sorgen dafür, dass sich die Pferde immer wieder neu mit Würmern infizieren. Seit Jahrzehnten kämpfen Pferdehalter gegen die Endoparasiten, fast jeder Pensionsstall verlangt, dass die Pferde alle drei Monate eine Wurmkur erhalten.

Die Gefahren eines Wurmbefalls

Die Störungen durch einen starken Wurmbefall sind vielfältig. Die unerwünschten Mitbewohner entziehen dem Pferd wichtige Nährstoffe. Die Pferde magern ab und die Leistungsfähigkeit wird beeinträchtigt. Fohlen wachsen langsamer und sind vergleichsweise schwach. Ein starker Befall kann einen Darmverschluss provozieren.
Die Entwicklung der Würmer findet nicht allein im Darm statt. Die Wurmlarven vieler Arten bohren sich durch die Darmwand. Blutwürmer entwickeln sich in der Darmwand und schädigen diese, auch im Blutkreislauf sind sie mehr als nur störend. Spulwürmer gelangen durch Darmwand und Leber in die Lunge und verursachen Husten und Entzündungen. Aber noch weitere Parasiten wie Magendasseln oder Bandwürmer können das Pferd quälen.

Traditionell entwurmen

Seit vielen Jahren besteht die Empfehlung, die Pferde regelmäßig alle drei Monate zu entwurmen. Dabei wird geraten, den Wirkstoff regelmäßig zu wechseln, weil immer mehr Würmer Resistenzen ausbilden und nicht mehr auch die chemischen Keulen reagieren. Auch die Haltungsbedingungen und die Jahreszeit und das Alter der Pferde spielt eine Rolle bei der Auswahl der richtigen Wurmkur. Fohlen und Jungpferde werden besonders oft von Spülwürmern und Palisadenwürmern befallen. Daher sollten die Kuren gegen diese Plagegeister besonders wirksam sein.
Traditionell bekommen die Pferde ihre erste Wurmkur im Jahr einige Tage, bevor die Weidesaison beginnt. Damit soll vermieden werden, dann die Weide stark mit Wurmeiern belastet wird und der Infektionsdruck steigt.

In den Sommermonaten erfolgt die nächste Gabe. Idealerweise wird dann ein anderer Wirkstoff verwendet. In Regionen mit einem Befall durch Dasselfliegen sollte das ausgewählte Präparat auch gegen Magendasseln wirksam sein.
Im Herbst, wenn die ersten Nachtfröste auftreten, ist es Zeit für die nächste Kur. Jetzt sollten neben den Spul- und Palisadenwürmern auch Bandwürmer zum Wirkspektrum des Medikamentes zählen. Sind in den Sommermonaten Magendasseln aufgetreten, lohnt sich die Bekämpfung, denn nach dem ersten Frost ist eine Neuinfektion bis zum nächsten Frühling ausgeschlossen.

INFO: Im Winter geben die meisten Pferdehalter eine weitere Wurmkur. Wieder sollte der Wirkstoff gewechselt werden, um Resistenzen vorzubeugen.

Eine Wurmkur richtig verabreichen

Damit eine Wurmkur auch tatsächlich wirksam ist, muss eine ausreichende Menge verabreicht werden. Die meisten Präparate sind vom Hersteller in einer Einwegspritze abgefüllt. Die zu verabreichende Menge richtet sich nach dem Gewicht des Tieres und kann am Kolben eingestellt werden. Die Spritze wird am Maulwinkel in die Backentasche geschoben. Dann wird die Paste direkt in das Maul appliziert.
Viele Pferde schätzen die Eingabe der Wurmkur nicht und wehren sich mitunter heftig. Trotzdem ist es nicht angeraten, die Wurmkur unter das Kraftfutter zu mischen. Viele Pferde fressen dann nur einen Teil und verweigern den Rest aufgrund des ungewohnten Geschmacks. Dann ist die Kur unwirksam und die geringe Menge des Wirkstoffs fördert die Resistenzbildung bei den Endoparasiten.
Sinnvoller ist es, einen erfahrenen, dem Pferd fremden Menschen zu bitten, die Aufgabe zu übernehmen. Meist klappt es dann reibungslos und die Kur ist verabreicht, bevor das Pferd überhaupt auf Abwehr gehen kann. Oder das Eingeben der Wurmkur wird regelmäßig geübt. Eine Spritze aus der Apotheke gefüllt mit leckerem Apfelmus leistet gute Dienste. Schrittweise lässt sich der Vorgang auf diesem Wege üben und die Pferde machen gerne mit. Als Alternative ist ein Mittel mit attraktivem Geschmack in Tablettenform auf dem Markt. Die meisten Pferde akzeptieren diese Variante als Leckerchen. In absoluten Ausnahmefällen kann der Tierarzt die Wurmkur auch als Injektion verabreichen.

WICHTIG: Am Tag nach der Verabreichung sollte die Wiese, das Paddock oder die Box sehr gründlich gesäubert werden um eventuelle Überreste von Würmern und Larven zu beseitigen, da das Pferd sonst direkt wieder befallen werden kann. Auch sollte man darauf achten, dass das Pferd eventuell durch die Kur geschwächt ist und das Training etwas zurückschrauben.

Wurmkuren überflüssig? Pferde selektiv entwurmen

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass das regelmäßige Entwurmen von Pferden relativ sinnlos sein könnte. Trotz der drastischen Maßnahmen alle drei Monate nimmt der Wurmbefall kaum ab.
Mittlerweile gehen einige renommierte Wissenschaftler davon aus, dass ein gewisser Wurmbefall bei Pferden normal und nicht schädlich ist. So scheinen Pferde ab etwa einem Jahr gegen Spulwürmer und mit etwa drei Jahren gegen Palisadenwürmer resistent zu werden. Dann verhindert das körpereigene Immunsystem bei gesunden Vierbeinern einen überbordenden Befall.
Nach neuen Erkenntnissen wird dazu geraten, die Pferde nur dann zu entwurmen, wenn durch eine Kotprobe der Bedarf nachgewiesen wurde. Dabei gelten wenige Wurmeier bei einem gesunden Pferd nicht als problematisch, erst bei einem stärkeren Befall wird gezielt mit einer Wurmkur behandelt.
Ein weiterer Baustein dieses Vorgehens ist eine gründliche Weidehygiene.

WICHTIG: Die Pferdeäpfel sollten mindestens zweimal pro Woche abgesammelt werden. An warmen Tagen und bei viel Feuchtigkeit ist es ratsam, die Säuberungsintervalle zu verkürzen.

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