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Longieren mit Gogue und Chambon – gesund Vorwärts-Abwärts

Longieren mit Hilfszügeln wie Gogue und Chambon können helfen dem Pferd in die Tiefe zum gesunden Vorwärts-Abwärts zu zeigen. Wie die Hilfszügel wirken, wich sie richtig verschnallt werden und vieles weitere wird im folgenden Artikel erklärt.

Allgemeines zu Hilfszügeln wie Chambon und Gogue

Wie jeder Hilfszügel muss auch das Chambon und das Gogue korrekt verschnallt und an die Körpermaße des jeweiligen Pferdes angepasst werden um eine Verbesserung der Haltung des Pferdes zu ermöglichen. Gerade bei Pferden, die den Kopf gerne sehr hoch tragen und sich herausheben, wodurch ein Unterhals entsteht, können Chambon und Gogue eine gute Möglichkeit darstellen, das Pferd an eine Vorwärts-Abwärts-Dehnung heranzuführen. Diese ist wichtig für das Training der oberen Halsmuskeln und ein Aufwölben der Rückenmuskeln, damit diese gesund bleiben und vor allem auf Dauer einen Reiter tragen können.

Kopf- und Halshaltung des Pferdes verstehen

Hierzu muss man erst einmal verstehen, warum das Pferd den Kopf versucht sehr hoch zu tragen oder sich einzurollen. Das ist sehr einfach erklärt und hat etwas mit fehlender Muskelkraft zu tun. Hält man einen schweren Gegenstand in der Hand wird es umso schwerer diesen zu halten, je weiter man den Arm vom Körper wegstreckt. Genau so verhält es sich mit dem Hals und Kopf des Pferdes. Stellt man sich vor, unser Arm ist der Hals des Pferdes und das Gewicht dessen Kopf. Wenn das Pferd den Hals strecken und den Kopf senken muss, ist dies sehr anstrengend. Die oberen Halsmuskeln müssen dann das Gewicht des Kopfes tragen, welcher bei einem Warmblut um die 70 Kilo wiegt. Je weniger bemuskelt ein Pferd am oberen Hals ist, umso anstrengender ist eine Vorwärts-Abwärts-Bewegung für es. Deswegen ist es gerade bei jungen und schlecht bemuskelten Pferden schwierig eine Vorwärts-Abwärts-Dehnung zu erreichen, da das Pferd versucht, sich einen leichteren Weg zu suchen, seinem Kopf zu tragen.

Mit Gogue und Chambon versucht man zu erreichen, dem Pferd den richtigen und gesunden Bewegungsablauf nahezubringen.

Der Unterschied zwischen Chambon und Gogue

Das Chambon und das Gogue sind sozusagen eine ähnliche Art des Stoßzügels, welcher abgewandelt wurde. Sie besteht aus drei Teilen:

  • einem Lederstück, welches zwischen den Vorderbeinen des Pferdes befestigt wird, wie bei einem Martingal
  • einem breiteren Riemenstück, welcher auf dem Genick aufliegt
  • einem Seil, welches durch das Genickstück läuft und mit Karabinern am Gebiss eingehakt wird (beim Chambon), einem Seil, welches durch das Genickstück und das Gebiss geführt wird

Ziel von beiden ist es, dass das Pferd beim Longieren den Kopf fallen lässt und sich vorwärts/ abwärts dehnt. Gogue und Chambon verhindern, dass das Pferd den Kopf zu hoch nimmt. Tut es dies trotzdem, erzeugen beide Hilfszügel einen Druck auf das Genick und das Gebiss und lehren das Pferd den Kopf tief zu halten. Hat das Pferd den Kopf in der gewollten Position, üben Gogue und Chambon keinerlei Druck auf das Pferd aus, was als großer Vorteil beider Hilfzügel zu sehen ist.

Allerdings muss man darauf achten, dass sich das Pferd beim Longieren als Konsequenz nicht einrollt oder extra nach oben gegen den Hilfszügel drückt. Wie man dies verhindern kann, erkläre ich weiter hinten im Artikel.

Nachteile von Chambon und Gogue beim Longieren

Dass Chambon und Gogue keinen Druck aufs Pferd ausüben, wenn dieses in korrekter Haltung läuft kann allerdings auch einen Nachteil darstellen. Denn so ermöglichen sie dem Pferd beim Longieren keine Anlehnung ans Gebiss heran. Zusätzlich ist keine seitliche Führung, wie beispielsweise von den Zügeln beim reiten oder wie von Ausbindern gegeben, was dazu führen kann, dass das Pferd versucht, über die Schulter davonzulaufen. Dadurch verwirft sich das Pferd im Genick und stellt sich zu sehr im Hals, was ein Untertreten der Hinterhand unter den Schwerpunkt behindert.

Jedoch bietet jede Hilfszügelart Vor- und Nachteile. Es gilt herauszufinden, welcher Hilfszügel am besten zum jeweiligen Pferd passt.

WICHTIG! Unerfahrene Reiter sollten sich immer einen Ausbilder dazuholen, denn bei falscher Handhabung kann sich das Pferd verletzen oder in Panik geraten.

DIE NACHTEILE NOCHMAL KURZ ZUSAMMENGEFASST:

  • keine Anlehnung ans Gebiss
  • keine Wirkung bei falscher Verschnallung
  • keine seitliche Führung

Die Wirkungsweise beim Longieren – Auf Druck folgt Gegendruck

Die Wirkungsweise von Chambon und Gogue lässt sich folgendermaßen erklären:

Erzeugt das Pferd Druck, indem es den Kopf beim Longieren zu hoch nimmt, bekommt es als Konsequenz einen Gegendruck auf Genick und Gebiss. Gerade am Anfang wird das Pferd dieses aus Reflex mehrmals versuchen. Hat es jedoch irgendwann das Prinzip verstanden, wird es den Druck vermeiden und Kopf und Hals in der verlangten Haltung führen.

In diesem Video kann man die Wirkungsweise des Chambons sehr gut erkennen:

Die richtige Verschnallung und Einstellung – Unterschied von Chambon und Gogue

Verschnallung beim Chambon

Chambon-1

Zuerst wird das Genickstück an der Trense befestigt. Danach wird der untere Riemen am Bauchgurt des Longiergurtes befestigt. Dann werden die beiden Kordeln mit den Karabinern von außen nach innen durch den jeweiligen seitlichen Ring am Genickstück geführt und von oben in die Gebissringe eingehakt.

WICHTIG! Die Karabiner sollten immer mit den Drückern nach außen eingehakt werden, da sie das Pferd sonst seitlich am Kopf drücken können.

Verschnallung beim Gogue

Gogue-1

Das Gogue wird fast wie das Chambon verschnallt. Einziger Unterschied ist, dass die beiden unteren Karabiner nicht in die Gebissringe eingeschnallt, sondern hindurchgeführt und, wie die oberen Karabiner an den Riemenring, der vom Longiertgurt kommt, eingehakt werden.


Die richtige Länge

Die richtige Länge bei der Einstellung von Chambon und Gogue sind wichtig, da die Hilfszügel sonst ihre Wirkung verfehlen und sogar schaden können. Ist es zu lang verschnallt, hat es keinen Einfluss auf die Haltung des Pferdes. Eine zu kurze Verschnallung führt dazu, dass das Pferd festzieht und somit nicht ausbalancieren kann. Das kann ein Stolpern zur Folge haben, was zu schweren Verletzungen führen kann.

WICHTIG! Bevor man das Gogue oder Chambon verschnallt, sollte man den Longiergurt gut genug polstern. Sonst kann sich das Pferd durch einen von ihm ausgelösten Gegendruck am Hilfszügel den Rücken oder Bauch aufreiben.

Die Länge der Verschnallung richtet sich nach dem Körperbau des Pferdes, also der Größe des Kopfes und der Länge des Halses. Außerdem ist die Gangart entscheidend.

WICHTIG! Wenn man das Pferd im Schritt mit Chambon oder Gogue arbeitet, sollte dieses länger verschnallt werden, als in den Gangarten Trab und Galopp.

Im Grunde gilt: In allen Gangarten muss das Pferd genug Platz haben, um sich mit seinem Hals ausbanlancieren zu können. Denn der Hals wirkt wie eine Balancierstange für den Kopf.

Die Wirkung von Gogue und Chambon in den verschiedenen Gangarten

TIPP: Um das Pferd nicht in der Balance zu stören bietet es sich an, ihm zusätzlich einen Kappzaum anzulegen, an dem die Longe befestigt wird.

Im Schritt ist es für das Pferd in der Regel am einfachsten Vorwärts-Abwärts zu laufen als in den schnelleren Gangarten.

Richtig ist es, wenn das Pferd vor der Sekrechten bleibt, das Genick tiefer als den Widerrist trägt und die Seile des Chambons oder Gogues leicht durchhängen. Außerdem kann man sehen, dass die Oberhalsmuskulatur arbeitet, wenn sie sich bei jedem Schritt des Pferdes an- und entspannt.

WICHTIG! Das Pferd soll im Schritt fleißig untertreten, im Takt schreiten und Last mit der Hinterhand aufnehmen.

Mögliche Fehler, Ursachen und Lösungen

PROBLEM: Das Pferd rollt sich ein und macht sich eng

Ursache: Wenn ein Pferd sich beim Longieren mit Chambon eng macht liegt das nicht an dem Hilfszügel. Dieser verhindert nur, dass der Kopf zu hoch getragen wird. Macht sich das Pferd von selber eng, dann läuft es nicht fleißig genug vorwärts.

Lösungsvorschlag: Das Pferd muss mehr vorwärts getrieben und gestellt werden, damit es mehr Schub aus der Hinterhand entwickelt. Dazu sollte man das innere Hinterbein animieren mehr unterzutreten.

Auch immer wieder Schrittpausen zulassen ist wichtig, damit das Pferd sich erholen kann.

PROBLEM: Das Pferd hält den Kopf immer noch zu hoch und drückt gegen den Hilfszügel

Ursache: Das Pferd ist angespannt oder verspannt und möchte den Kopf nicht fallen lassen.

Lösungsvorschlag: Hier können Übergänge zwischen Schritt und Trab und Trab und Galopp helfen, dass das Pferd sich beim Longieren entspannt und sich fallen lässt.

MEIN TIPP: Für einen gesunden Muskelaufbau ist die Abwechslung zwischen An- und Entspannung wichtig. Gib deinem Pferd immer wieder kurze Entspannungspausen. Das hat den gleichzeitigen Vorteil, dass du dein Pferd nicht überforderst und es motiviert bleibt.

PROBLEM: Das Pferd galoppiert zwischendurch einfach von selbst an

Ursache: Für manche Pferde ist es im Galopp einfacher den Kopf nach unten zu senken als im Trab, deshalb versuchen sie der für sie schwierigeren Gangart zu entgehen.

Lösungsvorschlag: Dies ist bei jungen Pferden ganz normal. Wichtig ist, dass das Pferd danach wieder Einwirkungen zulässt. Auch hier können Übergange helfen die Übermütigkeit in den Griff zu bekommen.

PROBLEM: Das Pferd läuft über die äußere Schulter weg

Lösungsvorschlag: Hier ist es wichtig, dass mit dem Pferd schon ein korrektes Auf-dem-Zirkel-Laufen geübt wurde. Mit ständigen leichten Paraden kann man das Pferd sanft in die Wendung holen und dort in der Biegung halten.

Mein Tipp: Ist das Pferd noch sehr jung und unausbalanciert solltest du den Radius des Zirkels größer wählen.

Reiten mit Gogue und Chambon

Das Chambon sollte man nur zum Longieren verwenden. Das Gogue kann auch beim Reiten genutzt werden.

Fazit

Gogue und Chambon können einen großen Beitrag dazu leisten, dem Pferd beim Longieren die Vorwärts-Abwärts-Dehnung nahezubringen und Muskeln im Oberhals und Rücken aufzubauen. Nur ein Pferd mit guter Hals- und Rückenmuskulatur kann einen Reiter auf Dauer gesund tragen.

MEIN TIPP: Variiere zwischen den Hilfszügeln und überprüfe immer wieder, ob dein Pferd Fortschritte macht, indem du den Hilfszügel weglässt. Für mein Pony und mich habe ich mit dem Chambon einen guten Hilfszügel gefunden. Ich mag daran, dass das mein Pony nicht konstant mit Druck in eine Haltung gezwungen wird, sondern der Druck komplett weg ist, wenn es den Kopf runter nimmt und sich fallen lässt.

Artikelbild: www.equidress.es
Beispielbilder: Waldhausen