In den Ställen sieht mal Pferde aus Heunetzen, Heuraufen und aus Futtertrögen in Brusthöhe fressen. Doch in der Natur frisst das Pferd mit gesenktem Kopf. Diese Haltung entspricht der natürlichen Haltung des Pferdes und ist am Besten für dessen Bewegungsapparat. Warum ein Fressen mit zu hoch gehaltenem Kopf sogar schädlich ist, erklärt der folgende Artikel.
Die natürliche Haltung beim Fressen

Das Skelett des Pferdes ist für`s Grasen ausgelegt. In der freien Natur grasen Pferde ungefähr 16 Stunden am Tag. Das Pferd steht dabei entspannt und mit gesenktem Kopf, was für den Organismus des Pferdes am energieeffizientesten ist. Ist der Kopf gesenkt, schiebt sich der Unterkiefer leicht nach vorne. Die ersten beiden Halswirbel sind entspannt. Das ist die optimale Ausrichtung, da alle Muskeln entspannt sind und keine muskuläre Anstrengung stattfindet. Außerdem richtet sich das Schulterblatt auf und stabilisiert das ganze Skelett. So kann das Nackenband (die Faszien) den ganzen Kopf halten, da sich das Pferd regelrecht in sein Nackenband reinhängen kann. Die Hinterhand agiert dann durch die vorhandene Winkelung der Knochen als Geg
engewicht (Kontergewicht) des Halses und Kopfes. So braucht das Pferd keinerlei muskuläre Anstrengung in dieser Haltung. Es gibt keine Gelenke, die in dieser Position vermehrt belastet werden. Auch auf die Fesselgelenke wirkt kein Druck, da das Pferd in der Position mit gesenktem Kopf nur auf der Zehe steht und nicht den gesamten Huf belastet.
Hier nochmal zusammengefasst:

- Unterkiefer schiebt sich nach vorne – Halswirbel sind entspannt
- Schulterblatt richtet sich auf – Stabilisierung des Skeletts
- Nackenband hält Kopf – Muskeln sind entspannt
- Hinterhand bildet Gegengewicht zu Hals und Kopf – keine Anstrengung in dieser Haltung
- Pferd steht auf den Zehen – keine Belastung der Fesselgelenke
Warum ist das Fressen mit gehobenen Kopf schädlich?
Richtet sich das Pferd auf, fällt der Zug vom Nackenband weg. Dadurch verändert sich die komplette Statik des Pferdes.
Das Fasziensystem fällt in sich zusammen und das Pferd muss sich muskulär halten und stabilisieren. Durch den gehobenen Kopf und aufgerichteten Hals erfolgt eine Verengung zwischen dem 6.-7. Halswirbel wodurch vermehrter Druck auf das sich dort befindliche, empfindliche Nervengeflecht, ausgeübt wird. Die Ausrichtung der Schulter bricht zusammen, der Rumpf sinkt zwischen den Vorderbeinen ab. Die Rippen klappen zusammen und die Atmung wird verschlechtert. Das Pferd steht nicht mehr auf der Zehe, wodurch erhöhter Druck auf Fesselgelenk, Knie und Sprunggelenk wirkt.
Hier nochmal die Nachteile zusammengefasst:
- Fasziensystem fällt in sich zusammen -das Pferd muss sich muskulär halten
- Verengung zwischen den Halswirbeln – vermehrter Druck auf die Nerven
- Aufrichtung der Schulter bricht zusammen, Rippen klappen zusammen, Rumpf sinkt ab – Atmung wird verschlechtert
- Pferd steht nicht mehr nur auf Zehe – erhöhter Druck auf Fessel-, Sprunggelenk und Knie
Warum werden Pferde meist nicht vom Boden gefüttert?
Die einfach Antwort hierfür ist schlicht und einfach: Bequemlichkeit!
Vor allem in großen Ställen ist es schwierig den Pferden das Kraftfutter bodennah zu füttern. Würde man die Futtertröge tief anbringen würden sie ein Verletzungsrisiko für die Pferde darstellen. Außerdem würden manche Pferde in die Tröge äppeln, was nicht sehr hygienisch ist.
Man müsste also jeden Tag Kunsttoffeimer oder Schalen in die Boxen stellen und nachdem die Pferde aufgefressen haben wieder entfernen. Das würde das Stallpersonal viel mehr Zeit kosten.
Die Heufütterung vom Boden hingegen ist ziemlich unsauber und es wird viel Heu verschwendet, weshalb viele Pferdebesitzer zu Heunetzen greifen.
Wie fütttert man Pferde richtig vom Boden
Hat man die Möglichkeit, sein Pferd selber zu füttern sollte man seinem Pferd das Kraftfutter aus einem Eimer oder einer Schüssel füttern, die man auf den Boden stellt. Beim Heu gestaltet sich das ganze etwas schwieriger. Gerade bei Pferden, die ihr Heu in der ganzen Box verteilen muss man eine Lösung für das Problem finden. Auch bei unbeschlagenen Pferden ist es nicht möglich, das Heunetz so tief zu hängen, dass die Fressposition natürlich und bodennah ist.
Es gibt Hersteller, die Heukisten herstellen, die man in die Box stellen kann. So geht so gut wie kein Heu verloren und das Pferd kann in seiner natürlichen Haltung fressen.
Wenn man sein Pferd dann aber doch nicht ganz vom Boden aus füttern kann gibt es eine Alternative: Es gibt es lange, schmale Heunetze, welche sich ganz nah am Boden aufhängen lassen (Vorsicht!: Nur bei Pferden ohne Beschlag, da diese sonst hängen bleiben können).